Richterportrait
Mag. art. Friderike Grünke

 

folgt

Die Beagles und ich

Um ein guter Formwert-Richter zu sein, genügt es nicht, den Standard der zu beurteilenden Hunderasse
auswendig zu können, die Ausstellungsordnungen der verschiedenen Organisationen und auch deren Richterordnungen.
Wie bei allem, was man gut machen sollte – wollte – man muss mit dem Herzen dabei sein: man muss die Hunde
lieben und sich in deren Besitzer hinein denken können.

1980 trat der erste Beagle in unser Leben, 1990 folgte der nächste Beagle-Rüde. 1992 gingen wir zur
Zwei-Hunde-Haltung über, 2007 trat mit DD Double Trouble die erste Hündin in mein Leben. Gerade in Pension
gegangen nahm ich die Herausforderung an und begleitete die Hündin einer befreundeten Züchterin durch einen Wurf.
Müßig zu erwähnen, dass eine Hündin aus diesem Wurf auch bei uns blieb, wir sind zur Vier-Hunde-Haltung übergegangen.
Und diese Hündin wurde die Stammmutter der Beastie Beagles. Gleich aus dem ersten Wurf behielten wir zwei Welpen,
eine Hündin und einen Rüden, somit sind wir bei fünf Hunden angelangt, DD hatte uns leider im Winter 2012 durch
einen besonders grausamen Krebs verlassen.

Meine eigene Karriere als Aussteller war ziemlich durchwachsen. Ich kann sehr gut nachfühlen, was in den Besitzern
vorgeht, wenn der Hund am anderen Ende der Leine nicht wirklich das macht, was der Besitzer gerne hätte.
Und ich kann auch sehr gut nachfühlen, was in den Besitzern vorgeht, wenn der Richter die Vorzüge des Hundes
nicht erkennt. Wir alle haben doch den schönsten und besten Hund der Galaxis.

Beagles sind Arbeitshunde, Ihre Konstruktion ist auf ihre Aufgabe ausgerichtet, wie immer bei gutem Design folgt die Form der Funktion.
Beagles aus den Meuten werden in und für die Meute gezüchtet, die Beagles aus den Meuten werden in Hound Shows vorgestellt und beurteilt.
Beagles aus den „privaten“ Zuchtstätten werden nach dem persönlichen Geschmack des Zuchtstättenbesitzers
gezüchtet, sie werden bei den Ausstellungen der diversen Kynologischen Verbänden vorgestellt und beurteilt.
Der Standard des Beagles, FCI Nr. 161, erstmals aufgestellt 1895 (1890 wurde der Englische Beagle Club gegründet,
der diesen „Standard of Points“ aufstellte, dessen Aufbau dann vom Kennel Club für die Standards aller anderen
Rassen übernommen wurden, aus: Das Rasse Porträt Beagle, Jochen H. Eberhardt, 1997), gilt für alle Beagles,
Meute oder Privatzüchter, Jagdbeagle oder Showbeagle. Wir alle kennen den Text, bei einigen Punkten gibt es
etwas Spielraum in der Auslegung – nur die Farben und die Größe sind ganz genau definiert: 33 - 40 cm (13 - 16 Inch) und Hound-Farben.
Colonel D. Jobson Smith, ein legendärer englischer Houndsman, bemerkte einst, dass die Bewegung des Beagles
einfach schöner aussähe, je größer er wäre, nur über 16 Inch hätte man nicht viel davon, weil man ihn nicht lange betrachten könne.
Unsere Beagles sind Laufhunde, sollten eine Arbeitsprüfung haben bzw. dazu befähigt sein, d.h. ihr Körperbau
und ihre Bewegung müssen mit dieser Matrix übereinstimmen. Das ist es auch schon. Alles andere hat sich diesem
Postulat unterzuordnen, und der Richter soll nur feststellen, inwieweit der gerade vorgestellte Beagle in dieses
Schema passt. Der Grad der Übereinstimmung wird im Richterbericht festgehalten.
Und da die meisten Beagles, die hier bei uns im Ausstellungsgeschehen mitmachen, in diese Matrix passen, müssen
die Differenzierungen immer feiner abgestimmt werden, da ja wirklich nur der Beste der Gewinner sein sollte.
Und: ja, das Urteilen ist sehr schwer, es kann ja nur einen Sieger geben.

Ich freue mich schon, alle die Beagles von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen, denen ich bis jetzt nur
im virtuellen Raum begegnet bin, und natürlich auch allen Beaglern aus nah und fern.
Vor allem aber erfüllt es mich mit Stolz, bei dieser 10. Zuchtschau der Landesgruppe Westfahlen-Lippe eingeladen
worden zu sein.

Bis dahin viele herzliche Beaglegrüße
Friderike Grünke